08 Jan. PRESSEINFO zum Vorfall „Falscher Notfallsanitäter mit Blaulicht bei einem Busunfall-Einsatz in St. Lorenz“
Wie unterschiedliche Medien berichten, ist am vergangenen Mittwoch (4.1.2017) eine Person in Rotkreuz-Uniform mit Blaulicht am privaten PKW vorgefahren und hat sich als Notfallsanitäter ausgegeben. Wie sich bei Nachprüfungen später herausstellte, ist der Mann weder beim Roten Kreuz in Salzburg noch in Oberösterreich gemeldet.
Berichterstattung: Kurier, Krone, OÖN, derStandard, ORF.at,
Sanitäterinnen und Sanitäter werden in Österreich nicht einheitlich erfasst
Anders als in anderen Ländern, gibt es in Österreich keine einheitliche und organisationsübergreifende Registrierung von Sanitäterinnen und Sanitätern. Sie sind lediglich bei den Organisationen, für die sie tätig sind, erfasst. Deshalb gibt es auch keine genauen Angaben darüber, wie viele Personen mit welchen Qualifikationen in Österreich im Rettungsdienst tätig sind.
„Derzeit weiß niemand, wie viele freiwillige und hauptberufliche Sanitäterinnen und Sanitäter mit welchem Ausbildungsstand es in Österreich gibt.“
Der Bundesverband Rettungsdienst (BVRD.at) fordert deshalb schon seit Anbeginn die Österreichweite einheitliche und vor allem organisationsübergreifende Registrierung von Sanitäterinnen und Sanitätern. Dort sollen Qualifikation und Berechtigungsdauer erfasst und einfach abrufbar sein. So könnten Vorfälle wie die in St. Lorenz mit falschen Angaben zu Kompetenzen vermieden werden, ein Wechsel zu anderen Organisationen oder Ortsstellen wäre einfacher und es gäbe eine unabhängige und vertrauenswürdige Auskunftsstelle. Auch für ehemalige Zivildiener, Ehrenamtliche oder Hauptberufliche mit aufrechter Berechtigung, die derzeit keiner Organisation angehören, wäre ein Wiedereinstieg wesentlich einfacher. All dies freilich zur Qualitätssicherung und zum Wohle der vom Rettungsdienst betreuten Patientinnen und Patienten.
Fehlende Ausweise
Obwohl laut Sanitätergesetz (SanG §24) den im Rettungsdienst Tätigen auf Antrag ein Berufs- bzw. Tätigkeitsausweis auszustellen ist, sind diese oftmals nicht in der gesetzlich erforderlichen Form (lt. Verordnung SanAFV z.B. mit Lichtbild) ausgeführt. Auch hier ortet der BVRD.at ein Versäumnis und wünscht sich die flächendeckende Einhaltung des Sanitätsgesetzes.
„Jeder kann derzeit vorgeben, etwas zu sein, was er nicht ist, weil auch die Vorschrift zur Ausstellung von Tätigkeitsausweisen von den Organisationen nicht einheitlich ausgeführt wird.“
Register für nicht-Ärztliche Gesundheitsberufe startet ohne Sanitäterinnen und Sanitäter
In dem vom Nationalrat 2016 beschlossenen Gesetz zur Einführung eines Registers für nicht-Ärztliche Gesundheitsberufe, mit der die AK beauftragt wurde und das ab 2018 umgesetzt wird, werden Sanitäterinnen und Sanitäter nicht erfasst. Der BVRD.at bedauert das zutiefst, zumal es den fehlenden Stellenwert der im präklinischen Bereich tätigen Personengruppen in Österreich verdeutlicht und einmal mehr auf das Problem des fehlenden Berufstitels für diese Tätigkeitsgruppe aufmerksam macht.
„Dass Sanitäterinnen und Sanitäter nicht im Register der Gesundheitsberufe aufgenommen werden, zeigt einmal mehr, wie schlecht ihr Stellenwert und ihre Lobby sind.“
BVRD.at als Interessensvertretung für Sanitäterinnen und Sanitäter
Und genau das will der Bundesverband Rettungsdienst verändern. Der gemeinnützige Verein wurde 2008 als ÖBS (Österreichischer Berufsverband für SanitäterInnen) gegründet. 2016 erfolgte der Relaunch als Bundesverband Rettungsdienst (BVRD.at). Sämtliche Funktionen sind ehrenamtlich besetzt, Vorstand und Mitglieder setzen sich aus allen anerkannten Rettungsorganisationen zusammen und kommen aus ganz Österreich.
Der BVRD.at versteht sich als organisationsübergreifende Plattform für alle im präklinischen Gesundheitsbereich Tätigen und engagiert sich für die Weiterentwicklung einer hochwertigen präklinischen Versorgung. Er setzt Aktivitäten zur fachlichen Förderung und organisationsübergreifenden Vernetzung von Sanitäterinnen und Sanitätern sowie anderer im präklinschen Bereich tätigen Personengruppen. Ziel ist es, eine gemeinsame Plattform zu schaffen, um Themen im Rettungsdienst anzusprechen und eine Interessensgemeinschaft zu etablieren.
Kontakt:
Ferdinand Ellinger, Präsident BVRD.at
T +43 664 80 144 310
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