14 Aug. PRESSEINFO: Bessere Ausbildung für SanitäterInnen als Teil der Lösung für zunehmenden Notärztemangel
In Kärnten gibt es an diesem Wochenende erstmals in der Nacht keine Notärzte im Rettungsdienst. Immer wieder wird in Berichten darauf aufmerksam gemacht, dass Notärzte im Rettungswesen fehlen und Stellen nur unzureichend besetzt sind. Oft ist in dem Zusammenhang von Systemfehlern, mangelnder Bezahlung, schlechten Arbeitsbedingungen und Problemen im Dienstrecht die Rede.
Dabei wird ein sehr naheliegender Lösungsansatz konsequent übersehen: Die Höherqualifizierung von Rettungs- und NotfallsanitäterInnen. Ohne auf Notärzte verzichten zu wollen, sollte es vielmehr darum gehen, deren hohe fachliche Qualifikationen dort einzusetzen, wo sie am dringendsten gebraucht werden und Notfälle, für die es klar definierte Standards gibt, in die Verantwortung von kompetenten und hochqualifiziert ausgebildeten NotfallsanitäterInnen zu geben.
Der Mangel an Notärzten darf nicht auf Kosten des Patientenwohls ausgetragen werden. Er darf auch nicht auf dem Rücken von SanitäterInnen ausgetragen werden, die ohne notärztliche Unterstützung in Situationen geschickt werden, für die sie nicht ausgebildet wurden.
Was man dafür wissen muss: RettungssanitäterInnen absolvieren in Österreich eine Ausbildung von mindestens 100 Theorie- und 160 Praxisstunden. Das ist in Summe gesehen ein zweimonatiger Kurs, wie ihn etwa Zivildiener bei Rettungsorganisationen im Kurzverfahren absolvieren. Danach ist man laut Sanitätergesetz für den Regelrettungsdienst startklar. Dementsprechend eingeschränkt sind auch die Kompetenzen eines Sanitäters in Österreich (Sauerstoffgabe, Blutzuckermessung, Bedienung eines halbautomatischen Defibrillators) und reichen über qualifizierte Erste Hilfe Maßnahmen nicht hinaus. Deshalb kommen für medizinische Notfälle hierzulande in überdimensioniertem Maß Notärzte zum Einsatz.
NotfallsanitäterInnen, die in Österreich in Summe zwischen 740 und 940 Stunden Ausbildung hinter sich haben (zum Vergleich: in Deutschland sind es 4.600 Stunden), sind zwar prinzipiell höher qualifiziert, dürfen jedoch ohne Anordnung eines Notarztes z.B. keine Schmerzmedikamente geben oder andere Therapien einleiten. Zudem sind in der gering gehaltenen Ausstattung der Rettungsfahrzeuge in den einzelnen Bundesländern entsprechende Medikamente oder Gerätschaften gar nicht an Board. Sie werden im NEF (Notarzteinsatzfahrzeug) mitgeführt, der mit Notarzt und Notfallsanitäter besetzt ist.
Wenn es um die Versorgungssicherheit der Bevölkerung geht, sollte das Rettungssystem in Österreich ganzheitlich und unter Berücksichtigung aller Berufs- und Tätigkeitsgruppen betrachtet werden. Mit einer Lösung, die an der Basis ansetzt, könnte man durch die Qualifizierung von SanitäterInnen zur Stütze unseres Rettungssystems breitenwirksam sehr viel bewirken. Ein solches System muss nicht neu erfunden werden. International gibt es dafür zahlreiche sehr erfolgreiche Beispiele.
Der Bundesverband Rettungsdienst (BVRD.at) setzt sich deshalb seit vielen Jahren für die Verbesserung der Ausbildung von SanitäterInnen in Österreich ein.